Salzburgs Wilder Westen
Wenn die Noriker im Krimmler Achental auf die Hochalm gebracht werden, schwingt immer auch ein wenig Wehmut mit. Schließlich werden die Bauern ihre Tiere nun fast ein halbes Jahr nicht mehr sehen. Die Pferde sind auf sich allein gestellt. Mit jedem Schritt den steilen Weg hinauf steigt die Ungeduld. Es ist der Weg in die sommerliche Freiheit, ohne Weidezäune oder Stallwände. Ein Gefühl, das nicht nur die Kaltblüter spüren. Wild und frei, das ist ein Sommer im Salzburger Pinzgau.„Almgefühl, das ist wenn Du jeden Arsch beim Namen kennst.“ Und das ist ganz genau so gemeint, wie die junge Sennerin Judith es sagt, denn um fünf Uhr in der Früh, ist es das Erste, was ihr die Kühe im engen Stall auf der Alm zeigen. Für die junge Südtirolerin ist es ein Sommer allein, mit fast vierzig Kühen und ohne Handyempfang im Krimmler Achental. Und wenn es ein Problem gibt, dann weiß sie, dass sie ganz allein auf sich gestellt ist. Und vielleicht ist es genau das, was Judith hier oben hält. Verantwortung aber auch die Freiheit alles genau so zu machen, wie sie es für richtig hält. Der Sommer im Pinzgau, das ist eine Welt, mit allen Zutaten für einen perfekten Western. Almwirtschaften, die fest in Frauenhand sind und Dampflokomotiven, die viele Stunden vor ihrer Fahrt geheizt und penibel geschmiert werden müssen, bevor sie durch unvergleichbare Landschaften fahren. Und oft braucht es einen Moment, um sich wieder zu vergewissern, das diese Geschichten und Bilder nicht wirklich im "Wilden Westen" spielen, sondern tatsächlich zwischen den Hohen Tauern und dem Hochkönig gelebt werden.