Judenhass und Terrorkrieg: Explodiert das Pulverfass?
In Österreich gilt ab sofort die zweithöchste Terror-Warnstufe: Nach der Eskalation des Nahost-Konflikts und dem islamistischen Anschlag in Brüssel bestehe eine „konkrete Gefährdungslage und erhöhte Anschlagsgefahr", heißt es von Seiten der Sicherheitsbehörden. Nicht erst seit der jüngsten Brand-Attacke auf eine Berliner Synagoge stehen jüdische Einrichtungen im Fokus, immer öfter kommt es zu antisemitischen Vorfällen. Indes reißen die Schreckensmeldungen aus Israel nicht ab: Die Zahl der israelischen Geiseln der Hamas ist gestiegen, im Gazastreifen wird die humanitäre Lage nach der Bombardierung eines Krankenhauses immer prekärer. In Europa ziehen nach wie vor pro-palästinensische Demonstranten durch die Straßen, und viele fragen sich: Sitzen wir auf einem Pulverfass, das wir in den letzten Jahren zu wenig beachtet haben? Wo verläuft die Grenze zwischen berechtigten Anliegen im Sinne der palästinensischen Zivilbevölkerung und blindem Israel-Hass? Stehen die Chancen auf eine Lösung im Nahost-Konflikt so schlecht wie nie? Und wie groß ist die Gefahr, dass der Krieg auf die umliegenden Staaten übergreift? Die Gäste bei Michael Fleischhacker: Der ehemalige Chefredakteur der Bild-Zeitung Kai Diekmann fordert ein konsequenteres Vorgehen der Politik gegen Antisemitismus und ein Ende jeglicher staatlichen Förderung für Palästinenser-Organisationen. Die Historikerin Andrea Komlosy plädiert für ein Ende der israelischen Offensive, nur ein sofortiger Waffenstillstand und Verhandlungen würden weiteres Leid der palästinensischen Zivilbevölkerung verhindern. Der Politologe und Militär-Experte Walter Feichtinger spricht von einem geopolitischen Umbruch, die bisherige globale Sicherheitsarchitektur sei in Auflösung begriffen. Der Islamwissenschaftler Udo Steinbach sieht Versäumnisse auf beiden Seiten und warnt vor einer pauschalen Verurteilung von Muslimen. Judith Weinmann-Stern, Obfrau des Vereins „Wien-Tel Aviv“, ist vergangene Woche mit ihrer Tochter und Enkelin aus Israel geflüchtet - die Angst um ihre Sicherheit aber ist auch in Wien ein ständiger Begleiter.