Zeit der Kriege: Hat Europa schon verloren?
Das neue Jahr startet so düster, wie das alte geendet hat: In und um Europa wüten Kriege. Und die Folgen sind auch für uns gravierend. Flüchtlingsansturm und Energiekrise, Teuerung und Terrorgefahr zermürben die Bevölkerung und führen zu einer steigenden Kriegsmüdigkeit. Kein Wunder, dass der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj aktuell höchstpersönlich beim Weltwirtschaftsforum in Davos bei den Reichen und Mächtigen um Unterstützung wirbt.Erwartet uns tatsächlich ein weiteres, desaströses Kriegsjahr? Wie wirken sich die zunehmenden Spannungen zwischen den Weltmächten auf Europa aus? Verschieben sich die Kräfteverhältnisse? Geht es mit unserem Wohlstand und unserer Sicherheit weiter bergab? Oder steht der Westen angesichts der Europa- und US-Präsidentschaftswahlen vor einem Richtungswechsel? Wer gibt künftig in der Welt den Ton an: die USA, Russland, China – oder doch auch Europa? Welche Rolle spielt China? Und wie ist Frieden machbar? Die Gäste bei Michael Fleischhacker: Der ehemalige Merkel-Berater und Brigadegeneral a.D. Erich Vad gehört zu den Erstunterzeichnern des Friedensmanifests von Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht. Er glaubt weder in der Ukraine noch im Gazastreifen an eine militärische Lösung und kritisiert die herrschende Kriegsrhetorik. Der Militärstratege Berthold Sandtner sieht bei keiner der aktuellen kriegerischen Auseinandersetzungen ein Ende in Sicht, er warnt vielmehr vor weiteren Brandherden. Die Sinologin Susanne Weigelin-Schwiedrzik schreibt China eine Schlüsselrolle bei der Lösung der herrschenden Konflikte zu, die Volksrepublik habe großes Interesse an einer stabilen Weltordnung. Für den Medienunternehmer Veit Dengler gibt es keine Alternative zu einer Entscheidung auf dem Schlachtfeld, Österreichs Neutralität hält er für einen „Selbstbetrug“. Der langjährige SPÖ-Politiker Josef Cap ist überzeugt: Wenn wir die aktuellen Kriege weiter befeuern, schaden wir uns selbst.