Fall Teichtmeister: Nur die Spitze des Eisbergs?
Der Prozesstermin in der Causa Teichtmeister ist wegen Erkrankung des Angeklagten geplatzt, und die Wut in der Bevölkerung steigt: Am Mittwoch hätte sich Wiener Schauspieler wegen Besitzes zehntausender Darstellungen sexuell missbrauchter Kinder am Wiener Straflandesgericht verantworten müssen. Das Thema Kindesmissbrauch ist endgültig in der öffentlichen Debatte angekommen, der Fall Teichtmeister nur die Spitze des Eisbergs. Allein in den vergangenen Tagen überschlugen sich die Meldungen.Im Vorarlberger Nobel-Skiort Lech soll ein Dreijähriger von einem Kinderbetreuer missbraucht worden sein, die Polizei ermittelt. Im Burgenland wurde eine Zehnjährige mitten auf der Straße sexuell bedrängt. Und in Oberösterreich wurde der Fall eines Mannes bekannt, der Kindesmissbrauch in Asien beauftragt und die Bilder getauscht haben soll - beides Straftatbestände, die seit der Pandemie deutlich zugenommen haben. Die Kinderschutz-Expertin Hedwig Wölfl geht davon aus, dass „in jeder Schulklasse ein bis zwei Kinder sitzen, die sexuelle Gewalt in einem strafrechtlich relevanten Kontext erleben“. Ist Kindesmissbrauch in unserer Gesellschaft ein viel größeres Problem als wir glauben wollen? Versagen die Behörden? Oder müssen wir alle genauer hinschauen? Sind die von der Regierung geplanten höheren Strafen ausreichend? Und wie schützen wir unsere Kinder? Zu Gast bei Michael Fleischhacker: Carsten Stahl, Gründer des „Bündnis Kinderschutz“, der die Demonstration vor dem Wiener Landesgericht initiiert hat und härtere Strafen für Täter fordert; die Strafverteidigerin Astrid Wagner, die vor allzu schnellen Anzeigen und Vorverurteilung warnt und den Nutzen einer Strafverschärfung in Frage stellt; der Rechtsanwalt Johannes Öhlböck, der schon viele Missbrauchsopfer vor Gericht vertreten hat und für eine Aufhebung der Verjährung bei einschlägigen Delikten kämpft; und der Psychotherapeut Alexander Haydn, der bei der „Männerberatung Wien“ Männer mit pädophilen Neigungen therapiert und sich dafür stark macht, mehr Ressourcen in die Prävention zu stecken; die Sexualpädagogin Gabriele Rothuber, Leiterin der „Fachstelle Selbstbewusst“ in Salzburg, die mit Kindern und Institutionen arbeitet, um sie gegen sexuelle Übergriffe zu stärken.