Der Fall Teichtmeister: Land der Wegschauer?
Es ist ein Fall, der das Land weit über die Grenzen des Kulturbereichs hinaus erschüttert: Burgschauspieler Florian Teichtmeister muss sich ab 8. Februar vor Gericht für den Besitz zehntausender Darstellungen sexuell missbrauchter Kinder verantworten - ein Vorwurf, der innerhalb der Branche schon seit 2021 bekannt gewesen sein soll, jedoch kaum Auswirkungen auf das Berufsleben des Publikumslieblings hatte. Und auch gegen einen zweiten Mimen werden nun Anschuldigungen laut, diesmal im Bereich sexueller Belästigungen. Offenbart sich hier eine Scheinmoral der Kulturszene, die sonst schnell und gern mit dem Finger auf andere zeigt? Hat eine ganze Branche viel zu lange weggeschaut? Oder hat man arbeitsrechtlich korrekt gehandelt und damit eine öffentliche Vorverurteilung verhindert? Was hat sich seit dem Aufkommen der #metoo-Debatte im Umgang mit Sexualtätern verändert? Und braucht es doch höhere Strafen? Die Gäste bei Michael Fleischhacker: Der Kulturjournalist Heinz Sichrovsky, der für das Vorgehen des Burgtheaters im Fall Teichtmeister Verständnis zeigt und dafür plädiert, Künstler und Werk zu trennen; die Juristin und Arbeitsrechtsexpertin Katharina Körber-Risak, die die schwierigen Abhängigkeitsverhältnisse im Kulturbereich aus der eigenen Arbeit kennt und dem Burgtheater vorwirft, viel zu spät reagiert zu haben; der Gerichtspsychiater und Bestseller-Autor Reinhard Haller, der eine starke Verdrängung des Themas Pädophilie in der Gesellschaft beobachtet – Veränderung sei aber nur mittels einer breit angelegten Debatte möglich; und die Opernsängerin und Filmschauspielerin Nina Adlon. Sie berichtet von Machtmissbrauch und Nötigung in der Kulturszene – und alle würden wegschauen.